Pressemitteilung des Augsburger Klimacamps am 10.08.2023

Umstrittener Prunkbau in Leitershofen: Nun wird Kritik an Ministerpräsident Söder laut

Luxusauto-Paläste statt Wohnprojekte? Warum ist das erlaubt, Herr Söder?

Das Urteil des Augsburger Verwaltungsgerichts erregte überregional Aufmerksamkeit (Süddeutsche, Spiegel, AZ, Augsburg-Journal): Der Abenstein-Ring handelt nicht illegal, wenn er eine riesige Grünfläche versiegelt, um einen privat genutzten Prunkbau mit Tiefgarage für 31 Luxus-Sportwägen zu bauen. In Zeiten von Wohnungsnot und Klimakrise unverantwortlich, finden Unterstützer*innen des Klimacamps – und fragen Ministerpräsident Söder, wie solche Ego-Projekte im sonst bodenständigen Bayern erlaubt sein dürfen. Sie platzierten am heutigen Mittwochvormittag (9.8.2023) bei Autohalle und Baugrundstück in gleich zwei unangemeldeten Kletteraktionen Kritik in Form von großen Bannern.

„Wieso lassen unsere gesellschaftliche Strukturen zu, dass manche Menschen 31 teure Luxusautos als Hobby sammeln, während sich andere kaum ein Dach über dem Kopf leisten können?“, fragt Christian Grathwohl (53). „Herr Söder trägt die Verantwortung für den Handlungsrahmen, in dem wir alle unsere Entscheidungen treffen.“ Grathwohl fordert, dass sich Bayerns Ministerpräsident dafür einsetzt, dass solche privaten Prunkbauten in Zukunft illegal werden.

Doch auch an dem vom gefallenen CSU-Maskendealer Alfred Sauter gerichtlich vertretenen Abenstein-Ring gibt es Kritik. Larissa Schleier (17): „Eigentum verpflichtet, heißt es schon im Grundgesetz. Anders als unsereins hat der Abenstein-Ring die Möglichkeit, sein Vermögen zur Entsiegelung von Betonwüsten und für solidarische Wohnprojekte einzusetzen. Stattdessen fällt er Bäume, versiegelt Grünflächen und baut nur für sich einen Luxusauto-Palast.“

Ein Milliardär verursacht so viele CO2-Emissionen wie 1.000.000 Durchschnittsmenschen, fasste das Manager-Magazin die Ergebnisse einer Oxfam-Studie zusammen. Dabei leiden ärmere Menschen stärker an den Folgen der Klimakrise und sind Wetterextremen stärker ausgesetzt. „Ist es nicht ungerecht, dass die, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, am meisten unter ihr leiden?“, fragt Schleier. „Söder sollte politisch gegensteuern und mit gerechterer Verteilung von Ressourcen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.“

Hinweis

Die Aktion fand am heutigen Mittwochvormittag um 11:30 Uhr statt.

Ort 1: Halle, in der aktuell die 31 Sportautos untergebracht sind – in unmittelbarer Nähe von: Dieselstraße 30, 86368 Gersthofen

Ort 2: Grundstück, auf dem der Prunkbau entstehen wird (aktuell noch weitgehend unbelassene Wiese und direkt am Waldrand) – in unmittelbarer Nähe von: Höhenweg 22, 86391 Stadtbergen (OT Leitershofen)

Bei der heutigen Aktion handelt es sich um die erste aus dem Umfeld des Klimacamps, die nicht nur die Politik, sondern auch eine Privatperson adressiert. Das Klimacamp sieht Konsumkritik an Privatpersonen, wie sie sonst oft geübt wird („Lasst euer Auto stehen!“), äußerst kritisch. Denn die meisten Privatpersonen haben kaum Einfluss auf die Rahmenbedingungen – eine Privatperson kann beispielsweise nicht die Taktung im ÖPNV erhöhen, neue Buslinien einsetzen oder die Fahrkarten vergünstigen. Bei der heutigen Aktion der Unterstützer*innen handele es sich aber nicht um Konsum-, sondern um „Dekadenzkritik“. Solche sei trotzdem angebracht, so Ingo Blechschmidt (35) vom Klimacamp.